Dienstag, 2. Mai 2006

11 Stunden bei der Wehrmacht

Auf dem Flug von Bangkok nach Frankfurt saß neben mir ein alter Herr, mit dem ich ein wenig geplaudert habe. Die Konversation begann im doppelten Sinne ganz süß. Wir haben unser Mittagessen gehabt und ich war schon fertig (klar, was ?). Der alte Mann bot mir seinen Nachtisch an.

„Hier, wenn Sie möchten, können Sie das haben.“

Ich strahlte.

„Wenn Sie das wirklich nicht möchten...“ und nahm den Kuchen in Empfang.

„Wissen Sie, ich habe einen Enkel mit ungefähr ihrer Größe und Statur. Ich weiss ja, wieviel die so verputzen können.“

So begann eine nette Konversation. Der Herr (dessen Namen ich, wie mir nun auffällt, nie erfahren habe und umgekehrt) erzählte mir daraufhin seine Lebensgeschichte. Es war aber wirklich sehr interessant, daher möchte ich euch nun dran teilhaben lassen.

Es ist Jahrgang 1920, wird also bald 86 Jahre alt. Vor drei Jahren hat er eine deutlich jüngere Thailänderin geheiratet (sie saß neben ihm, war vielleicht so 50). Nun fliegt er im hohen Alter jedes Jahr zweimal nach Thailand, um die Familie zu besuchen. Respekt ! Überhaupt machte der Mann einen sehr fitten Eindruck für sein Alter, geistig wie körperlich. Nochmals: Respekt !
Richtig, Lebensgeschichte.

Er fing an, Maschinenbau in Wuppertal zu studieren. Mit 19 musste er zur Wehrmacht. Er war den ganzen Krieg über im Osten: Tschechien, Rumänien, Russland, etc. Machte den Rückzug aus Russland mit und geriet 5 Jahre in russische Kriegsgefangenschaft. Er war also 11 Jahre im Krieg. Er meinte zu mir:

„Ich bin mit 19 Soldat geworden und erst mit 30 wieder heimgekehrt. Mir sind die besten Mannesjahre genommen worden.“

Das fand ich sehr bedrückend.
Nach dem Krieg arbeitete er bei einer Bergbaufirma in Sprockhövel (bei Wuppertal) und hatte auch in dieser Zeit viel mit Russland zu tun.
Vor drei Jahren hat er nun eine Thailänderin geheiratet, nach den genauen Umständen habe ich mich höflicherweise nicht erkundigt, auch wenn es mir schon unter den Fingernägeln gebrannt hat.
Manchmal ist das Leben ja dann doch gerecht. Er hat nun nach all der Kriegsscheisse noch einen erfüllten Lebensabend mit neuer Partnerin und vielen Enkelkindern (acht, wie ich erfahren durfte).

========

Der Flug von Bangkok nach Frankfurt war lang (11 Stunden, daher der Titel). In Frankfurt angekommen gab es zum Glück keine Schwierigkeiten. Das Gepäck hat ein wenig arg auf sich warten lassen. Die Leute machten schon Witze, wie das denn bei der WM werden soll. Da kleckerten immer mal schubweise ein paar Koffer aufs Rollband, so dass das ein wenig nach „10 Koffer, Teepause ! 10 Koffer, Kaffeepause !“ aussah.
Meine Mama hat mich vom Flughafen abgeholt und mit ihrem neuen Auto (ein silbergrauer Twingo) nach Bonn gebracht. Es war übrigens weniger eigenartig, wieder auf der rechten Strassenseite zu fahren, als erwartet.
Die kommenden 5 Wochen werde ich hier bei meiner Mutter in Bonn wohnen, da ich bei Hydro Aluminium Bonn ein Praktikum machen werde. Giessen und Biegen von Metallen, das Beste zum Schluss ;-)

Danach ziehe ich wieder nach Aachen, wo ich hoffentlich eine Wohnung für einen so kurzen Zeitraum bekomme (6 Monate peile ich an). Ich muss dann ja „nur“ noch meine Diplomarbeit schreiben und bin Ende des Jahre bzw. spätestens Anfang 2007 ein echter, toller Dipl.-Ing.

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