Donnerstag, 15. Dezember 2005

Geelong Hash House Harriers

In einem meiner ersten Einträge habe ich schon einmal von den Hash Runs erzählt. Ich möchte dies hier noch einmal auffrischen.

Was ist ein Hash Run ?
Das Motto kann man am besten beschreiben mit "laufen und saufen". Jede Woche richtet ein anderer den Run aus. Der „Host“ markiert die Route und bereitet das Essen vor. Die Route hat viele falsche Fährten. Man kommt an eine Ecke, und auf dem Boden ist eine Markierung mit drei Pfeilen, die alle in eine andere Richtung zeigen. Dann flitzen die Leute in alle Richtungen los und suchen die richtige Route. Der Gedanke dahinter ist, dass die schwachen Läufer mithalten können und das Feld nicht weit auseinander gezogen wird. Eine gute Route führt einen querfeldein, über Bäche, durch Äcker und andere möglichst unwegsame Geländestücke. Alles was Spaß macht...
Nach dem Run werden Kontakte gepflegt und ein paar Bierchen getrunken.

Wie ist Hash entstanden ?
Es waren einmal ein paar gelangweilte britische Soldaten in Kuala Lumpur. Sie kamen auf die Idee, ein wenig durch die Botanik zu flitzen und danach ein paar Bierchen zu kippen. Das „Hash House“ hat nix mit Haschisch zu tun, es ist die Bezeichnung für die Soldatenkantine. Und ein „Harrier“ ist ein Läufer.
So fing es an, und heute gibt es Hash House Harrier Gruppen auf der ganzen Welt. In Frankfurt am Main, habe ich im Netz recherchiert, gibt es 2006 einen riesigen Hash Run, an dem Harrier aus aller Welt teilnehmen. Es gibt viele solcher Events auf dem Globus, und einige der Läufer hier in Geelong haben Aufnäher oder T-Shirts von diesen Events. Es wird übrigens Liste geführt, wer wie oft gelaufen ist. Ab soundsoviel Runs kriegt man einen Aufnäher. Stellt euch vor, da sind Leute, die schon 1000 Runs hinter sich haben ! Wenn pro Woche ein Run ist, sind das ca. 20 Jahre kontinuierlich Hashen !!!

Im Grunde ist der Hash Run ein soziales Event. Man trifft sich, rennt für ca. eine halbe Stunde bis Stunde durch die Pampa, trinkt anschließend mehrere Bierchen und schiebt sich ein paar leckere Schnitzel hinter die Kiemen. Das ganze ist unterlegt mit ein wenig „Zeremoniell“. Nach dem Run werden „Charges“ vergeben.
ChargesJeder kann jeden chargen, egal für was (doofe Sprüche während des Runs, Geburtstage oder auch erfundene Gründe, es ist eigentlich egal...). Wer gecharget wurde, muss einen Becher Bier auf ex weghauen. Wer ihn nicht auf ex schafft, kann den Rest auch einfach über seinen Kopf nach hinten wegkippen. Während die Leute das Bier hinunterstürzen, skandiert der Rest der Horde:
„He´s true blue,
he´s a bastard through and through.
He´s a pisspot, so they say,
tried to go to heaven,
but went the other way.
Drink it down down down down....“

Ach ja, Stichwort bechern. Es wird voll und ganz akzeptiert, dass ich keinen Alkohol trinke. Niemand macht mich blöd an oder versucht mir was anzudrehen. Wenn ich gecharget werde, schenkt man mir Cola ein. Ich hatte am Anfang ein wenig Angst, fehl am Platze zu sein. Aber das ist absolut kein Thema.

Jeder hat einen Spitznamen, den man im Laufe der Zeit zugeteilt bekommt. Meistens dann, wenn man etwas Blödes gemacht hat oder einem ein Missgeschick widerfahren ist. So sind Namen wie „Birdshit“, „Dancing Queen“ oder „Cock Radio“ nichts Ungewöhnliches. Ich habe noch keinen Spitznamen, probiere mich zu benehmen. Allerdings habe ich schon den Ruf weg, ein Vielfraß zu sein. Ich kann nix dafür, echt !! Vorletzte Woche gab es nach dem Run Fisch. Und niemand mochte die Calamares-Filets. Alle haben auf den Lachs (war es Lachs ?) gewartet, und die Calamares-Stücke verkokelten so langsam. Da MUSSTE ich einfach einspringen. Nach einigen Stücken meinte ich dann pappsatt zu mir selbst
„Uh... ich hör jetzt auf zu essen“
und das hat dummerweise einer gehört. Er brüllte dann sofort in die Runde
„ALLE MAL HERHÖREN, ich habe etwas bekannt zu geben. Julian hört auf zu essen !“
Und alle fingen an, zu applaudieren. Naja, gibt Schlimmeres. Und hey, der Fisch WAR lecker!
Running
Mittlerweile habe ich 5 Runs gemacht und es ist einfach nur lustig. Die Gruppe ist sehr locker, und obwohl ich mit Abstand der jüngste bin fühle ich mich voll und ganz akzeptiert. Bei Hash ist jeder gleich und jeder wird akzeptiert so wie er ist. Egal, welche Stellung Du in der Gesellschaft hast, wie viel Geld Du verdienst, ob Du Unternehmer oder arbeitslos bist – es ist schnurzpiepegal.
No-butts-please
Als ich das erste mal bei Hash war (bzw. der Hash bei uns, das fand in unserem Garten statt), war ich hin- und hergerissen zwischen Entsetzen und Verzückung. Australier, besonders die Männer, sind sehr laut. Besonders, wenn sie sich einen gezischt haben. Recht hat der, der am lautesten blökt. Nach den Charges rülpsen alle unverhohlen... ach, irgendwie war es doch ganz nett.
Durch-den-Busch
Ich habe mich mal wegen der Rülpserei erkundigt, und es zeigte sich mal wieder das praktische australische Denken:

„Sag mal Paul, Ziel ist es doch, so laut wie möglich zu rülpsen, oder ?“
„Nein, wir rülpsen nur, damit die Luft aus dem Magen kommt, sonst kotzt Du das zweite Bier direkt wieder aus.“

Nach der generellen Einführung in das Hashing möchte ich von dem letzten Run am Montag berichten.
Er fand in Torquay statt, ca. 15km südlich von Geelong. Wir starteten auf einem Parkplatz, die Route führte dann direkt auf einen Golfparcours. Dort ging es durch ein paar Rohbauten von Ferienhäusern, quer über die Wiesen und vorbei an dem Clubhaus. Vor dem Clubhaus steckte im Blumenbeet ein Schild „No butts please“ (Bitte keine Zigarettenstummel), welches von zwei Hashern wörtlich genommen wurde. Siehe Foto oben.
Der Großmeister (auf ein Jahr gewählt, leitet z.B. den Run und trötet die Trompete; siehe letztes Foto unten) läuft immer an der Spitze. Er hat eine Trompete dabei, mit der er allen anderen signalisiert, wo es lang geht.
Nackedeis
Schliesslich führte die Route zum Strand. An einem bestimmten Abschnitt angekommen fing der FKK-Bereich an. Zwarr waren keine Nackedeis mehr anwesend, aber das stört ja keinen, dann mimt man halt selbst welche. Ein paar Hasher entledigten sich ihrer Textilien und hüpften im Adamskostüm von dannen. Ab und zu wurde für ein Arsch-Foto posiert.
Nachdem wir wieder auf dem Parkplatz angekommen waren, fuhren wir zu einem der Hasher nach Hause und becherten dort.
Aftermath-1
Es ist schon ein sehr verrückter Haufen. Ich glaube, Worte beschreiben dieses Tollhaus nur ungenügend. Man muss es erlebt haben. Ich auf jeden Fall werde regelmäßig zum Hash gehen 
Aftermath-2

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